© Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. L77
DUALIS
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gen. encher, der dat. acc. ench und wiederum das possessivum encher.
gewöhnlich gilt auch ir und ewer ewcli daneben und einigemal zeigt
die dualform entschieden duale bedeutung, oft aber weicht sie schon
in plurale aus. von den dichtem kommen zumal Ottocar und der
Teichner in betracht, beispiele aus jenem findet man cap. 450. 451,
in der letzten stelle werden ir und ew, ez und enkch untereinander
angewandt, der Teichner läszt in einem gedieht (Ls. 1, 638) den
engel zu Joachim sagen: du solt keren haim zu diner wirtin, da sult
ez ain kint gewinnen, d. i. ihr beide, du und Anna; doch auf der
seite vorher hiesz es: Joachim, nu g6 hin wider, von ttch sol komen
ain kindalin, wo enk an der rechten stelle gewesen wäre, anderwärts
(cod. vind. 3010, 56 a ) sagt er zu den frauen: wenn man schawet
in enckhern muet, als ir redt von unser tät, ich versten, man fund
nicht drät under euch allen ein fravvn volkomen. Ein andrer dichter
des 14 jh. (cod. vind. 2269, 4 a ): es frawen solt dy äugen ah im
zukehen; 9“ davon sol es enk nit ivesen zorn. Die von Keller her
ausgegebne Verdeutschung der gesta Rom. in lebendige prosa des 14 jh.
gewährt mehrere belege: s. 60 pei dem aide, den ez mir gesworn
habt; s. 106 ez seit (ihr seid) siben maister, ewr ieglicher mag mich
wol fristen; s. 156 sagt der kaiser zu seinen dienern: ich wil reiten
die gemainen sträz, und weit ez dem steig nach reiten, daz tut ez.
zumal merkwürdig stehn s. 54 plural und dualformen verbunden: ir
rilter beleibt ez hie! Urkunden des j. 1314 in MB. 1, 234. 235:
davon wil ich und gebewt enk; davon wellen und gepieten enk allen,
daz ir. In einem briefe Martin Pullers vom j. 1443 heiszt es am
schlusz: wer aber, dasz Ös all auf ain tag nicht komen möcht, so
komt dennoch als Ös kürzlichist mögt. Ein nachlheil war, dasz im
nom. ez der dualis zweiter person und der sg. neutr. dritter zusam
menfiel, während goth. jut von ita, wahrscheinlich auch noch ahd. iz
von iz oder ez geschieden wäre.
Den festen grund dieser dualformen bewährt aber ihre allgemeine 974
fortdauer unter dem volk in Ostreich und Baiern* bis auf heute ganz
für den begrif des pl., dessen formen sie verdrängen, der nom. lau
tet: es ös esz isz, aber auch ez und besonders zu merken ist die
von Schmeller (mundarten Baierns s. 187) aus einigen landstrichen an
geführte form tez und tiz, bei Höfer dös und döz, gen. überall enker
enka, dat. acc. enk, zuweilen enksz. in Ostreich hört man auch wei
cheres enger und eng, im Eipeldauer jahrg. 1815 lieft 2 s. 62 heiszt
es zum beispiel: freszts nur zue aus engern kesseln ös wackern män-
ner, laszts eng enger fleisch nur schmecken, vorign jahr warts ös
selber in der sosz, bisz eng wieder draus garbetet liabts. man sieht
hier, vom verbalen -ts ist das ös unabhängig, wie auch beide ver-
schiednen Ursprung haben, da freszts golh. frai'tats, ös goth. jut lau
tet, und ich kann Schmeller nicht beipflichten, der sie s. 1.90. 313
iö :
* schon in Jac. Freys gartenges.ellschaft 1556 cap. 43. 56 wird das bairi
sche es und enk als characteristisch hervorgehoben.
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