Staatsarchiv Marburg, Best. 340
FESTE JAHRSZEITEN
hegen 161, 32. 162, 13. dultac dies festus. fundgr. 1, 106. das
wort hat sich heute noch unter dem volk in ßaiern und der Schweiz
erhalten, es ist dahei weder an goth. {rnlan, ahd. dolßn pati, tolerare,
die in der consonanz abstehn, noch an Verstümmlung des lat. indul-
tum, gleichsam concessio principis (cod. theod. III. 10, 1. IV. 15, 1) vel
ecclesiae zu denken, wie schon jener ahd. bezug auf den ncumond
oder die todtenfeier darthut. auch hindert die anwendung auf kirchen
feste nicht, dasz es im heidenthum entsprungen sei, ich weisz aber
seine wurzel, die hoch ins alterlhum hinauf reichen musz, noch nicht
aufzudecken.
Im höchsten alterthum scheint das jahr nur in drei theile zu zer
fallen, die Inder unterschieden entweder vasanta frühling, grischma
sommer, sarad regenzeit, oder nach dem ältesten commentalor der
veden: grischma, varscha regenzeit, hömanta winter, anderwärts sogar
sechs Zeiten, aus deren doppelung die zwölf monate entspringen, die
Griechen: tuq frühling, &tQog sommer, yeif-aoy winter, aber schon
bei Homer Od. 11, 192 ist dem &tQog noch oncogi] angefügt, grosze
einstimmung findet statt zwischen hemanta und hima kälte, zend. zima,
sl. zima, litth. £iema, lett. secma, /ti/uu und /ei/mov, ir. gamh,
73geimhre, lat. hiems; die it. inverno, sp. invierno, franz. hiver sind
nach hibernus wie giorno, jour nach diurnus gebildet; ein deutsches
wort hätte mit G anzulauten, zu vasanta gehörig scheint sl. wiosna
wesna (frühling), litth. wasara sommer, lat. ver, wenn es für ves
steht, das römische jahr zählt vier theile ver, aestas (verwandt mit
aestus), auctumnus, hiems*. tag, den Boeotiern nach Ilesychius
yiaQ, scheint vergleichbar dem ir. earrach, sl. iar, gar (frühling) wie
dem goth. jer annus, ahd. jär. Ulfdas gibt Marc. 1 3, 28 d-tpog durch
asans, wo es ihm ernte, ü-tgio/iiog, ahd. aran bedeutet und dem lat.
aestas gleicht, wir wissen also nicht gewis, oh er neben vintrus auch
sumrus kannte, was nach der durchdringenden analogie aller unsrer
sprachen zu erwarten stände. Diese beiden vintrus und sumrus schei
nen auf dem gegensalz einer uns besonders eigenlhümlichcn personi-
ßcation zu beruhen, und ersten blicks den verwandten sprachen fremd,
näher zugesehn bricht aber die analogie, zumal mit keltischer spräche
durch, sumrus, ahd. sumar, ags. sumor, altn. sumar ist das ir. samh
(sol aestas) und samhra (aestas) **, welchem geimhra (hiems) wie dem
sumrus vintrus gegenüber steht, vintrus nemlich musz früher gelautet
haben qintrus, verhält sich also wie goth. qainön zu ahd. weinön,
qiman zu lat. venire, qius zu vivus, quattula, quacara (Pertz 2, 793)
zu wahtula (coturnix) oder die ahd. Schreibung Quiliperht Quolfwin für
Wiliperht Wolfwin; unsere gleich der lat. spräche tilgt den kehllaut
vor dem V gern, goth. vaurms lat. vermis entspringen aus qaurms
quermis, umgekehrt behauptete sich im lat. hiems H. qintrus tritt
* finn. talvi, lapp, talve hiems, finn. kesä, lapp, kese aestas, wobei mir
pers. chezän herbst einfällt.
** berührt sich finn. suvi (aestas) est. sui?
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