Also nahmen beide von einander betrübten Abschied, das
Läppchen steckte die Königstochter in ihren Busen vor sich,
setzte sich auf's Pferd, und zog nun fort zu ihrem Bräutigam.
Da sie eine Stunde geritten waren, empfand sie heißen Durst,
und rief ihrer Kammerjungfer: „steig ab und schöpfe mir mit
meinem Becher, den du aufzuheben hast, Wasser aus dem Bach,
ich möchte gern einmal trinken." „Ei, wenn ihr Durst habt,
sprach die Kammerjungfer, so steigt selber ab, legt euch cm's
Wasser und trinkt, ich wag eure Magd nicht seyn!" Da stieg
die Königstochter vor großem Durst herunter, neigte sich über
das Wasserlein im Bach und trank, und durfte nicht aus dem
goldnen Becher trinken. Da sprach sie: „ach Gott!" da ant
worteten die drei Blutstropfen: „wenn das deine Mutter
wüßte, das Herz im Leibe thät ihr zerspringen." Aber die
Königsbraut war demüthig, sagte nichts, und stieg wieder zu
Pferd. So ritten sie etliche Meilen weiter fort, und der Tag
war warm, daß die Sonne stach, und sie durstete bald von
neuem: da sie nun an einen Wafferfluß kamen, rief sie noch
einmal ihrer Kammerjungfer: „steig ab und gieb mir aus
meinem Goldbecher zu trinken!" denn sie hatte aller bösen
Werte längst vergessen. Die Kammerjungfer sprach aber noch
hochmüthiger: „ wollt ihr trinken, so trinkt allein, ich mag
nicht eure Magd seyn." Da stieg die Königstochter hernieder
vor großem Durst, und legte sich über das fließende Wasser,