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und dasselbe werk gebildet haben. Hartmann, Wolfram, Gotfried wurden
blofs durch höfische mythen angeregt, und nie, scheint es, liefsen sie sich
von vaterländischer geschichte oder den eindrücken der gegenwart erwär
men, die auf viele der damaligen lyrischen dichter grofse gewalt übte. Frei
dank, der die fahrt nach dem heiligen land gethan und etwan in Akers
mündliche nachrichten über den tod des grofsen königs eingezogen hatte,
welcher ihm leicht noch von angesicht bekannt war, konnte bevor oder
nachdem er die Sprüche gedichtet, aufgelegt und berufen sein, das leben
Friedrichs und andere sagen seiner zeit zu besingen; seiner art und weise
sagten solche Stoffe zu. Da von Rudolf alle dichter nach ihrer zeitfolge auf
geführt sind, auf Yeldeck, Hartmann, Wolfram, Gotfried, Blicker, Ulrich
und Wirnt erst Freidank genannt ist, werden seine gedichte wol in die zwan
ziger jahre des dreizehnten Jahrhunderts gefallen sein. In Rudolfs Alexan
der nimmt er die zehnte stelle unter den sechzehnen ein, zwischen Heinrich
von dem Türlein und Conrad Flecke:
tumpheit strafen unde spot,
die werlt erkennen, minnen got,
des libes und der seien heil,
wertlicher eren teil
in dirre werlte kurzen tagen
lerte künsteliche bejagen
der sinneriche Frigedanc,
dem äne valschen wanc (?valsches underswanc)
elliu rede (der) volge iach
wes er in tiutscher zungen sprach.
Der allgemein gehaltne ausdruck dieser letzten zeile mufs auf mehr als die
blofse spruchsamlung gehn und fordert einen fruchtbarem dichter. Rudolfs
anführungen im Alexander unterscheiden sich von denen im Wilhelm darin,
dafs es hier auf die aventiuren abgesehn ist, die darum jedesmal neben den
namen der meister genannt stehn, dort die dichterische begeisterung über
haupt ins äuge gefafst wird, angabe der werke meist unterbleibt. So wenig
also die einzelnen gedichte Hartmanns oder Wolframs ausgehoben werden,
kann es befremden, dafs auch bei Freidank diesmal keines Absalons und kei
nes Friedrichs meldung geschah. Unmöglich aber scheint es mir Freidanks
grofsen rühm überhaupt auf die Sprüche einzuschränken, deren guter theil