©Hessisches Staatsarchiv Marburg, Best. 340 Grimm Nr. Dr 196
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^en lange hinhaltenden rühm, wie ihn Volksdichtung fordert und hegt,
haben unter allen königen Deutschlands nur zwei davon getragen: Carl der
grofse und Friedrich Rothbart; man möchte ihnen den ersten Otto zugesel
len, über dem noch Streiflichter der poesie schweben; aber auch hier be
zeugt sich ein in unsrer geschichte und spräche überwiegendes hochdeutsches
element, welches nicht gestattet um eines sächsischen fürsten haupt strahlen Q)nr*^
zu sammeln, wie sie das des Franken un d Schwaben umgeben. Zwar be- öttc ftviUKS
hauptet nun Carl den rang weit vor Friedrich, weil er in höheres, dunkleres 'yÜfoKty xtdA
alterthum hinaufreicht, auch weil er deutschen und romanischen Völkern ge- k dt^euy^
meinschaftlicher geworden ist als es Friedrich werden konnte; doch die sage
spielt an beide helden und mengte sie sogar, denn nicht allein Carl, auch
Friedrich sitzt in bergesklüften am tisch, um den sein bart gewachsen ist.
Ein schöner niederschlag viel älterer mythen und lange ein trost für das volk,
dem in Zeiten der noth sein gläubiges vertrauen auf dereinstige rückkehr des
siegreichen kaisers, wie den Briten auf die Wiederkunft Arturs, unbenom
men blieb.
Carl liefs die epischen dichtungen des volks sammeln, die in seinen
tagen unverschollen waren; sichtbar schon hängt Friedrich mit einer gedei
henden kunstpoesie zusammen, die bereits Carl zu pflegen dachte und doch
gar nicht erleben konnte. Das zwölfte Jahrhundert sah sie in Deutschland
und Frankreich fast gleichzeitig mit unhemmbarer kraft erwachen, und zu
der pracht königlicher hofhaltungen werden sich neben spielleuten und gauk-
lern damals schon deutsche, provenzalische und lateinische dichter feinerer
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