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es im Himmel so schön gewesen war und die Engel mit ihm
gespielt hatten, so weinte es bitterlich. Wurzeln und Wald
beeren waren seine einzige Nahrung: die suchte es sich, so weit
es kommen konnte. Im Herbst sammelte es die herabgefal
lenen Nüsse und Blätter und trug sie in die Höhle, die Nüsse
waren im Winter seine Speise, und wenn Schnee und Eis
kam, so kroch es wie ein armes Tierchen in die Blätter, daß
es nicht fror. Nicht lange, so zerrissen seine Kleider und ein
Stück nach dem andern fiel vom Leib herab. Sobald dann die
Sonne wieder warm schien, ging es heraus, und setzte sich
vor den Baum, und seine langen Haare bedeckten es von allen
Seiten wie ein Mantel. So saß es ein Jahr nach dem an
dern und fühlte den Jammer und das Elend der Welt.
Einmal, als die Bäume wieder in frischem Grün stan
den, jagte der König des Landes in dem Wald und verfolgte
ein Reh, und weil es in das Gebüsch geflohen war, das den
hohlen Baum einschloß, stieg er ab, riß das Gestrüppe aus
einander und hieb sich mit seinem Schwert einen Weg. Als
er nun hindurch gedrungen war, sah er unter dem Baum ein
wunderschönes Mädchen, das saß da und war von seinem
goldenen Haar bis zu den Fußzehen bedeckt. Er stand still
und betrachtete es voll Erstaunen, dann redete er es an und
sprach 'wer bist du? warum sitzest du hier in der Einöde?'
Es gab aber keine Antwort, denn es konnte seinen Mund
nicht aufthun. Der König sprach weiter 'willst du mit mir
aus mein Schloß gehen?' Da nickte es nur ein wenig mit
dem Kopf. Der König nahm es auf seinen Arm, trug es auf
sein Pferd und ritt mit ihm heim. Und als er in das könig
liche Schloß kam, ließ er ihm schöne Kleider anziehen und