49
auf der Stirne, und war so schön, zart und fein. Da freue-
ten sie sich alle, fielen ihr um den Hals und küßten sie und
hatten sie vom Herzen lieb.
Nun blieb sie bei Benjamin zu Haus und half ihm in
der Arbeit. Die elfe zogen in den Wald, suchten Gewild,
Rehe, Hasen, Vögel und Täuberchen, damit sie zu essen
hatten, und die Schwester und Benjamin sorgten, daß es
zubereitet wurde. Sie suchte das Holz zum Kochen und die
Kräuter zum Gemüs, und stellte die Töpfe ans Feuer, also
daß die Mahlzeit immer fertig war, wenn die elfe kamen.
Sie hielt auch sonst Ordnung im Häuschen und deckte die
Bettlein hübsch weiß und rein, und die Brüder waren immer
zufrieden und lebten in großer Einigkeit mit ihr.
Auf eine Zeit hatten die beiden daheim eine schöne Kost
zurecht gemacht, und wie sie nun alle beisammen waren,
setzten sie sich, aßen und tranken und waren voller Freude.
Es war aber ein kleines Gärtchen an dem verwünschten
Häuschen, darin standen zwölf Lilienblumen, die man auch
Studenten heißt: nun wollte sie ihren Brüdern ein Ver
gnügen machen, brach die zwölf Blumen ab und dachte jedem
aufs Essen eine zu schenken. Wie sie aber die Blumen ab
gebrochen hatte, in demselben Augenblicke waren die zwölf
Brüder in zwölf Raben verwandelt und flogen über den
Wald hin fort, und das Haus mit dem Garten war auch
verschwunden. Da war nun das arme Mädchen allein in dem
wilden Wald, und wie es sich umsah, so stand eine alte Frau
neben ihm, die sprach 'mein Kind, was hast du angefangen?
warum hast du die zwölf weißen Blumen nicht stehen lassen?
das waren deine Brüder, die sind nun auf immer in Raben
Grimm, Märchen. 4