Full text: Rede auf Wilhelm Grimm und Rede über das Alter

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yreises schont er zuletzt nicht mehr. alles was begon- 
nen hat, musz auch aufhören, der stab den du oben fas- 
sest, unten geht er zu ende. die natur gütig und grau- 
sam zugleich, mit dem einen auge scheint sie froh auf 
das neugeborne kind niederzuschauen, mit dem andern 
unerbarmend auf die leiche des alten mannes. jede ab- 
weichung von ihrem festen gange brächte ihr störung, 
wider den tod ist kein kraut gewachsen. was ist nun 
trauriger, eines jünglings tod oder des greises? jener ist 
nach Ciceros schönem gleichnis wie wenn man unreife 
äpfel vom baume abreiszt, dieser wie wenn sie reif vom 
zweig selbst herunterfallen. des jünglings tod wie wenn 
du wasser auf eine flamme gieszest und sie gewaltsam 
auslöschest, des greises wie wenn ein feuer in sich ver- 
ylimmt. dies verglimmen stimmt mit dem der abend- 
röthe am himmel, die wir schon einigemal zum greisen- 
alter hielten, nach ihr folgt düstere dämmerung und 
dann bricht nacht ein. senectus crepusculum est, quod 
longum esse non potest, sagte auch schon Fronto. so- 
lange uns die sonne leuchtet, ist zeit des wirkens bis 
unsre tage ausgelebt und wie einzelne tropfen vom dach 
niedergefallen sind. wir treten auf die erde und schrei- 
ten über den grund hin bis wir in den mütterlichen 
schosz zurücksinken. unsre heidnischen voreltern leg- 
ten einem sterbenden die worte in den mund: heute 
abend werde ich beim Wodan zu gaste sein, und noch 
heute hat das volk die derben aber treffenden redens- 
arten: sein letztes brod ist ihm gebacken, sein letztes 
kleid geschnitten. Göthe mit einem heiteren aber tief- 
sinnigen, glück und leben zusammenstellenden euphe- 
mismus sagt: 
Jer mensch erfährt, er sei nun wer er mag, 
ein letztes glück und einen letzten tag.
	        
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